Was kostet eine Infrarotheizung? – Anschaffung, Betrieb & Wartung im Überblick

  • Beitrags-Kategorie:Heizen mit Strom
  • Lesedauer:8 min Lesezeit
Inhaltsverzeichnis

In Zeiten steigender CO₂-Bepreisung und schwankender Gasimporte fragen sich immer mehr Eigenheimbesitzer, ob eine elektrische Heizung tatsächlich die gefürchtete Stromfresser‑Falle oder vielleicht doch eine schlanke, zukunftstaugliche Lösung sein kann. Infrarotheizungen versprechen eine völlig andere Art des Wärmekomforts: Statt Luft zu wälzen, erwärmen sie Wände, Möbel und Menschen direkt – ähnlich wie die Sonne an einem klaren Wintermorgen. Doch was kostet dieses Prinzip eigentlich von der ersten Schraube bis zur letzten Kilowattstunde? In diesem Ratgeber nehmen wir Anschaffungs‑, Betriebs‑ und Wartungskosten unter die Lupe und liefern konkrete Beispielrechnungen, damit Technik‑affine Privatkunden eine belastbare Entscheidungsbasis haben.

Grundlagen der Infrarotheizung

Eine Infrarotheizung besteht im Kern aus einem Heizpanel, das elektrische Energie nahezu vollständig in langwellige Infrarot‑C‑Strahlung umwandelt. Diese Strahlen treffen auf feste Körper, die die Wärme speichern und langsam an den Raum abgeben – ein Effekt, der das typische „kalte Füße, heißer Kopf“-Phänomen klassischer Konvektionsheizungen elegant umgeht. Verglichen mit Wärmepumpen benötigt die Infrarot‑Technik kein Kältemittel, keine Kompressoren und kein Außengerät; sie funktioniert rein elektrisch. Das macht sie wartungsarm und schnell zu installieren, aber abhängig vom Strompreis. Typische Einsatzbereiche reichen vom badwarmen Handtuchhalter über das Home‑Office‑Panel bis zur vollständigen Hauptheizung in gut gedämmten Neubauten oder Ferienhäusern mit sporadischer Nutzung.

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Anschaffungskosten

Panelpreise und Leistungsklassen

Die Kosten pro Heizpanel liegen 2025 zwischen 90 € und 150 € pro installierter 100 W Leistung – Premium‑Design‑Glaspaneele können auch darüber liegen. Ein durchschnittliches Wohnzimmer mit 20 m² benötigt bei üblicher Dämmung etwa 1,6 kW Heizlast, also zwei bis drei Paneele. Für ein komplettes Einfamilienhaus (120 m², Effizienzhaus 70) summieren sich die reinen Gerätekosten damit auf rund 2.700 € bis 4.500 €.

Installations‑ und Nebenkosten

Die Montage selbst ist überschaubar: Paneel aufhängen, zwei Schrauben setzen, Anschluss an eine vorhandene Steckdose oder einen Wand‑Auslass – fertig. Dennoch fallen in der Praxis Elektrikerpauschalen für neue Stromkreise (Schalt‑ und Absicherungslast) sowie Raumthermostate an. Wer auf Funk‑Thermostate setzt, kalkuliert für jeden Regelkreis ca. 70 € bis 120 €. Eine komplette Installation schlägt deshalb meist mit zusätzlichen 800 € bis 1.500 € zu Buche.

Smart‑Home‑Extras

App‑gesteuerte Gateways, Sprachassistenz‑Module oder KNX‑Anbindung erhöhen den Komfort und können langfristig Strom sparen, kosten aber initial zwischen 200 € und 600 €. Für Technik‑Liebhaber gehören sie allerdings fast schon zur Pflichtausstattung.

Förderungen und steuerliche Anreize

Reine Direktheizungen werden in Deutschland nur selten direkt gefördert, aber §35c EStG erlaubt seit 2023 eine Steuerermäßigung für energetische Maßnahmen an selbst genutztem Wohneigentum. Werden Infrarotheiz‑Paneele mit lokal erzeugtem PV‑Strom kombiniert, können 10 % der Investitionskosten über drei Jahre verteilt von der Steuerlast abgezogen werden – vorausgesetzt, die Gesamtanlage erfüllt Effizienz‑Vorgaben.

Betriebskosten

Strompreise sind die Achillesferse elektrischer Heizungen. Wer die Variablen kennt, kann jedoch gezielt optimieren.

Strompreis 2025

Der durchschnittliche Haushaltsmix lag im Mai 2025 laut BNetzA bei 0,38 €/kWh. Reine Heizstromtarife mit zeitvariabler Abregelung starten bei 0,28 €/kWh. PV‑Eigenstrom, intern mit 0,10 €/kWh kalkuliert, senkt die Kosten weiter – sofern genügend Überschuss tagsüber zur Verfügung steht.

Gebäudehülle und Nutzerverhalten

Eine schlecht gedämmte 60er‑Jahre‑Wohnung benötigt bis zu 150 kWh/m²·a Heizwärme, ein KfW 55‑Neubau dagegen oft weniger als 60 kWh/m²·a. Entscheidend ist außerdem, ob Räume nur punktuell aufgeheizt werden (z. B. Badezimmer) oder 24/7 auf Wohlfühltemperatur bleiben sollen.

Verbrauchs‑ und Kostenbeispiel

Parameter 60 m² Altbau (unsaniert) 60 m² Neubau (KfW 55)
Benötigte Heizleistung 4,2 kW 2,7 kW
Jahresverbrauch (kWh) 6.300 3.600
Kosten bei Heizstrom 0,28 €/kWh 1.764 € 1.008 €
Kosten mit 40 % PV‑Eigenverbrauch 1.348 € 812 €

Annahme: 1800 Heizstunden, PV‑Tarif 0,10 €/kWh für Eigenstromanteil.

Tarifwahl und Lastmanagement

Moderne Energie‑Manager verschieben Heizzyklen in günstige Netzzeitzonen beziehungsweise PV‑Phasen. Eine smarte Steuerung spart im Schnitt 10 % bis 15 % Stromkosten pro Jahr.

Wartung & Lebensdauer

Infrarotpaneele besitzen weder bewegliche Teile noch Verschleißdichtungen. Hersteller geben daher Lebensdauern von 20 Jahren und mehr an, oft unterlegt mit 5 bis 10 Jahren Garantie. Wartungsaufwand beschränkt sich auf Sichtkontrolle der Anschlussstellen und gelegentliches Abstauben der Oberfläche. Zum Vergleich: Eine Gas‑Brennwerttherme benötigt jährliche Schornsteinfeger‑ und Wartungsbesuche à 150 € bis 250 €, eine Wärmepumpe fordert alle zwei Jahre einen Kältetechniker.

Sollte doch einmal ein Thermostat versagen, liegen Austauschkosten bei ca. 50 € Material plus 60 € Anfahrt und Arbeitszeit. Defekte Paneele selbst sind selten und werden oft komplett getauscht, wobei dank Modulbauweise meist nur ein Raum betroffen ist.

Gesamtkosten über den Lebenszyklus (Total Cost of Ownership)

Um eine faire Bewertung zu erhalten, addieren wir Investition, Betrieb und Wartung über 20 Jahre und diskontieren nicht. Bei einem Beispielneubau (120 m²) ergibt sich:

  • Infrarot

    • Anschaffung & Installation: 4.800 €

    • Strom (80 % Netz, 20 % PV): Ø 1.200 €/a ⇒ 24.000 €

    • Wartung: 400 €

    • Summe: 29.200 €

  • Luft/Wasser‑Wärmepumpe

    • Anschaffung & Installation: 18.500 €

    • Strom: Ø 900 €/a ⇒ 18.000 €

    • Wartung: 2.500 €

    • Summe: 39.000 €

Damit ist die Infrarotheizung im Szenario guter Neubau + PV rund 25 % günstiger. Im unsanierten Altbau dreht sich das Bild: Höhere Laufzeiten lassen die Stromrechnung explodieren und machen die Wärmepumpe wirtschaftlicher. Fazit: Die Gesamtkosten hängen stark von Gebäudehülle und Nutzungsprofil ab – eine individuelle Berechnung ist Pflicht.

 

Spartipps & Effizienzsteigerung

  • Intelligente Raumsteuerung: Learning‑Thermostate erkennen Anwesenheit und passen die Heizkurve an.

  • Zonierte Wärme: Nur die Räume erwärmen, die wirklich genutzt werden – typisch für Home‑Office oder Ferienwohnung.

  • Oberflächen optimieren: Paneele idealerweise an Außenwänden oder Decken montieren, um Masse zu aktivieren.

  • PV‑Kopplung & Speicher: Ein 5 kWh‑Heimspeicher kann den Eigenverbrauchsanteil von 20 % auf 55 % steigern.

  • Dämm‑Quick‑Wins: Rollladenkästen abdichten und Dämmmatten hinter Heizpaneelen reduzieren Wärmeverluste nach außen.

Entscheidungshilfe & Checkliste

Frage Bedeutung
Wie hoch ist mein Heizwärmebedarf (kWh/m²·a)? Grundlage für Panel‑Dimensionierung
Steht Eigen‑PV zur Verfügung? Einfluss auf Strompreis
Wird der Raum ganztägig oder nur punktuell genutzt? Steuerungsstrategie
Reicht meine Haus‑Elektrik (Absicherung pro Stromkreis)? Installationskosten
Ist ein späterer Umstieg auf Wärmepumpe geplant? Zukunftsfähigkeit

Daumenregel: Liegt Ihr spezifischer Heizwärmebedarf unter 70 kWh/m²·a, kann eine Infrarotheizung wirtschaftlich sein – vorausgesetzt, Sie sichern sich einen günstigen Stromtarif oder PV‑Strom.

FAQ Kosten von Infrarotheizungen:

Ja, spezielle Doppeltarif‑Zähler erlauben Niedertariffenster – im Schnitt 10 ct/kWh günstiger, allerdings mit steuerbarer Abschaltmöglichkeit durch den Netzbetreiber.

Faustformel: 50–70 W pro m² in gut gedämmten Räumen, 90–110 W in unsanierten Bereichen. Eine Heizlastberechnung durch den Fachbetrieb ist dennoch ratsam.

Steuerbonus nach §35c EStG, regionale Klimaboni und zinsgünstige KfW‑Kredite für Kombinationen aus PV, Speicher und elektrischer Direktheizung.

Zusammenfassung & Fazit

Infrarotheizungen punkten mit geringen Anschaffungskosten, null Wartungsstress und unschlagbar einfacher Installation. Die Achillesferse bleibt der Strompreis. Wer jedoch eine gute Dämmung, flexible Raumnutzung und Eigen‑PV kombiniert, erhält über 20 Jahre hinweg eine der günstigsten und CO₂‑ärmsten Wärmelösungen. Anders sieht es in unsanierten Altbauten mit Dauerlaufzeit aus: Hier können Wärmepumpen, trotz höherer Investition, langfristig Kosten sparen. Die Zukunft bis 2030 wird geprägt sein von weiter fallenden PV‑Gestehungskosten, smarter Tarifvielfalt und einem CO₂‑Preis, der fossile Alternativen zusätzlich belastet.

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